42. Drei Blumen an einem Strauche Und jede zu and'rem Gebrauche!
Am 29. Juni 1841.
Erste Blume.

Prachtvollste Blume, am dornigen Strauche,
Auens Geweihte vom heiligen Hauche!
Unter den Blumen - der Liebe geweihet,
Lebst nur du Rose, wohlduftend erfreiet

Immer als schönstes Symbol reinster Liebe;
Nur mußt du duften - ob schön oder trübe
Etwa sich zeige der werdende Morgen.
Heiter und munter in Kummer und Sorgen

Ueber die Sterne hinauf zu den Höhen
Treuesten Herzens, - von Dorten dir wehen
Traulich entgegen gar mildsüße Lüfte
Ewigen Lebens aus heiliger Trifte! -

Nichtige Dinge der Erde verschmähe,
Nur deinen Schöpfer im Herzen verstehe;
Ewig wird dich dann das Leben erfreuen,
Rose! das dir wird der Vater anfreien!
Zweite Blume.

Pflegest du, Mohn, wohl auch Felder zu schmücken,
Anger und Gärten, manch Auge berücken,
Unheil du birgest in deiner Samkrone,
Laue gebrauchend das Licht Meiner Sonne;

Unter den Schlafenden magst du wohl prangen,
Setz'st nicht ins Leben dein tödtlich Verlangen.
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Heiter und munter in Kummer und Sorgen

Ueber die Sterne hinauf zu den Höhen
Treuesten Herzens, - von dorten dir wehen
Traulich entgegen gar mildsüße Lüfte
Ewigen Lebens aus heiliger Trifte!

Nichtige Dinge der Erde verschmähe,
Nur deinen Schöpfer im Herzen verstehe;
Ewig wird dich dann das Leben erfreuen,
Ros=Mohn, das dir wird der Vater anfreien!
Dritte Blume.

Peinliche Distel, du Marter der Blumen,
Einige Käfer dich kosend umsummen,
Tragest des Honigs als Speise der Bienen
Duft's auch gar wenig in deinem Nachsinnen;

Unter den Blumen als letzte geschaffen,
Sehe, daß dich nicht zu Tod selbst wirst strafen!
Gott und Gehorsam mußt du dir erwählen -
Eins nur ist nöthig, das mußt dir bestellen;

Hoffe als Knabe, und glaube und liebe!
Ohne dieß Eine wirst du zum Tagdiebe;
Ruhe der Arbeit, und Ruhe dem Fleiße,
Geistliche Tugend nach höchstem Geheiße

Hat nur die horchende Ruhe beschieden,
Ehre sie - willst du gelangen zum Frieden!
Du mußt jetzt lernen, nicht spielen nach Willen,
Ehre den Vater und preis Ihn im Stillen;

Mutter und Schwester mußt allzeit du lieben,
Vater und Mutter und Schwester nie trüben,
Alles recht gerne und willig ertragen,
Treiben nicht Possen, die Brüder nicht klagen,

Einmal wirst du dann den Lohn schon empfangen,
Rechtlich und gut, ganz nach deinem Verlangen!
Das sind die "drei Blumen" an einem Strauche,
Gestellet doch jede zu and'rem Gebrauche,

Doch sollen sich einstens gar alle vereinen
Und göttlich in Liebe sich friedlich bereinen!
Darum ist gegeben für Alle zusammen
Dieß letzte, gar mächtig stets wirkende "Amen!" -
[PsG.01_042]