41. Die arge böse Zeit.
41. Die arge böse Zeit.
Vorwort.
Für heute schreibe ein kleines LIed; und das Lied heiße: "Die Zeit, - die arge Zeit, - die böse Zeit!" denn es thut euch noth, von Mir etwas zu vernehmen von der Zeit, damit ihr euch zu benehmen wisset in der argen, bösen Zeit, wenn sie euch versuchen sollte in dem oder in dem; denn fürwahr: so arg und böse ist eure Zeit, daß sie noch nie ärger und böser war, denn jetzt; Ich kann nun zu Niemanden mehr kommen, denn allein im leisesten Worte; und daher dieses Lied, welches euch zeigen soll:

Fast aus aller Menschen Herzen
Ist die Lieb' entschwunden;
Männer mit der Treue scherzen,
Liebe wenig Stunden
Währet, - selbst bei einem Weibe;
Sie will nur gefallen,
Lieben blos zum Zeitvertreibe; -
Also geht's bei Allen! -

Herren, die am Ruder stehen
Haben kleine Ohren,
Daß sie Niemanden verstehen,
Als nur - der geboren
Ihnen gleich war, um zu prangen,
Darf vor ihnen lallen
Irgend ein verblümt's Verlangen;
Also geht's bei Allen! -

Reichen Klötzen in Palästen
Widern arme Brüder;
Hund' und Huren fett zu mästen,
Das ist nicht zuwider
Und gemein für solche Herren,
Die von Golde strahlen,
Doch die Armen von sich kehren;
Also geht's bei Allen!

Jungen Mädchen liegt am Herzen
Nichts als Modekleider,
Fremd sind ihnen Liebeschmerzen,
Nur zu wahr ist's leider!
Die Bestimmung sie nicht kümmert,
Wenn sie nur "gefallen,"
Ob ihr Heil auch wird zertrümmert,
Also geht's bei Allen! -

Jungen Burschen will nichts frommen,
Als nur stets zu spielen;
Sind sie in die Schul' gekommen -
Haben's keinen Willen,
Etwas Nützes zu erlernen;
Doch sich weise prahlen -
Wie sie können Gott entfernen;
Fast so geht's bei Allen! -

Kleine Kinder, die kaum stehen,
Wird der Stolz gelehret, -
Worte, die sie nicht verstehen -
Wird auch's Herz verheeret -
Müssen Kinder radebrechen,
Wenn's auch türk'sche wären! -
HÖret, wenn die Fliegen stechen,
Muß ein Wetter gähren! -

Hütet euch, ihr wen'gen Treuen,
Mit der Welt zu tauschen,
Sich mit ihr des Trugs zu freuen
Und sich zu berauschen
Aus der Wollust Schandebecher;
Lang wird's nicht mehr währen,
Alle diese Weltenzecher
Werd' ich bald verheeren!

Babels Hure mag sich rüsten,
Drohen allen Staaten,
Schreien von den Steingerüsten,
Selbst Mein Wort ermatten!
Hört, sie hurt zum letztenmale
Zu gar niedern Preisen;
Schon wird's leer in ihrer Halle,
Pest in allen Kreisen!

Wie der Drache sich auch winde
Und den Reiz entfalte,
Glätte seine Bohon-Rinde
Und deß Laub entfalte;
Doch umsonst ist all' sein Mühen,
Seine Macht gebrochen,
Bald wird All's, ihm fluchend, fliehen,
So er's auch bestochen!

Meine Kleider hast zerrissen,
Babels große Hure,
Hast Mein Himmelsbrod zerbissen,
Acht'st nicht Meiner Murre,
Nun sollst nackt du vollends werden,
Pestgestank nur sprühen;
So wirst bleiben auf der Erden,
Dich muß Alles fliehen!

Hör', du Wohnstätt' der Banditen,
Höre - Schlangenfutter,
Du dich wähnst in Meiner Mitten
Als der Seelen Mutter;
Deinen Balsam will Ich schütten
In den Pfuhl der Gräuel,
Und all' deine losen Bitten
Sei'n ein Lasterknäuel.

Deine Liebthat will ich preisen,
Wie ein Fürst Rebellen,
Geben dir, in Feuerkreisen,
Licht, dich zu erhellen;
Meine Kinder hast verbrennet,
Auf den Scheiterhaufen,
Sei mit Fluch denn nun belehnet,
Magst den Tod dir kaufen!

Kurze Zeit noch wart't ihr Wen'gen,
Lauscht der Schlange Zischen;
Müsset euch in Nichts nun mengen,
Und in Nichts euch mischen,
Was die Zeit auch möcht' erzeugen,
Bös sind ihre Wege;
Was ihr habt, sei euch nur eigen:
Meine Weg' und Stege!

Wenn dann sie sich wird verkriechen,
Dieser Zeiten Schlange,
Schon fängt an, die Hur' zu siechen,
Dann sei euch nicht bange,
Meine Wege auszubreiten;
Bis da werdet voll ihr's haben -
Wollt auf Meinem Weg ihr schreiten
Und an Mir euch laben.

Rechnet nach der Zahl der Gelsen,
Die euch lästig stechen;
Horcht! schon braust's in Bergehälsen
Als ein Wagenbrechen;
Tücke, Ruhe vor dem Sturme,
Sie ist eingetreten;
Trauet nicht dem Todten=Wurme, -
Ich werd' euch erretten!
Es thut euch Allen noth, auf daß euch Niemand verführe, daß Ich euch dieses gegeben; glaubet es, Ich, euer großer Meister und Lehrer, gebe euch dadurch eine sichere Vorwaffe, die euch vor dem Pesthauche der Zeit schützen solle, auf daß ihr unversehrt bleiben möget, bis zur nahen Zeit der Endlöse. Amen.
Das sage Ich, der euch über und über liebt, mehr, denn ihr Ihn, Amen!
[PsG.01_041]