13. Ein Gebet für Jeden, wann er fällt, wankt oder zweifelt.

Sieh', o Vater, meine Schwächen,
Sieh', wie mich die Zweifel stechen,
Hilf mir überschwachem Armen,
Hab' mit meinem Geist Erbarmen;
Denn ich steck' in großer Noth,
Steck' in aller Sünd und Tod

Will ich einsam zu Dir beten,
Dir vortragen meine Nöthen,
Da werd' ich bald schlaff und träge
Auf des Geistes Lebensstege:
Sieh', ich steck' in großer Noth,
Steck' in aller Sünd' und Tod! -

Wann zu Dir ich "Vater" rufe
Von den Lebens finst'rer Stufe,
Da werd' ich vom Schlaf gemahnet,
Der zum Fall den Weg mir bahnet;
O, ich steck' in großer Noth,
Steck' in aller Sünd' und Tod!

Wenn ich sehe einen Armen
Und hab' bald mit ihm Erbarmen,
Da wird karg die Gab' bemessen,
Manchmal sein auch ganz vergessen;
Sieh', ich steck' in großer Not,
Steck' in aller Sünd' und Tod!

Wenn das Aug' zur Welt ich drehe,
Und da Deine Werk' besehe,
Da auch späht des Fleisches Auge
Darnach, was ihm sinnlich tauge;
O wie groß ist meine Noth
Und wie hart die Sünd' und Tod!

Manchmal möcht' ich Weises hören.
Möcht' mein Herz nach Dir nur kehren,
Da fängt bald mir an zu bangen
Und nach Weltlichem verlangen;
O, wie groß ist meine Noth,
Und wie hart die Sünd' und Tod!

Will zu Dir ich mich erheben,
Um nach Deiner Lieb' zu streben,
Dann kommt schon auch - ungebeten
So ein Gast in Krankheitsketten;
O, ich steck' in großer Noth,
Steck' in aller Sünd' und Tod!

Wenn ich Abends schlafen gehe,
Oder Morgens früh aufstehe,
Um mit Dir mich zu gefassen,
Mich sobald die Sinn' verlassen,
Dann steck' ich wie stumm und todt
In den Lebens trübster Noth!

Will ich segnen, die ich liebe,
Da wird oft ums Herz mir trübe,
Daß ich dann vor lauter Schwäche
Kaum des Segens Wort ausspreche;
Sieh' doch Vater meine Noth,
Wie ich steck' in Sünd' und Tod!

Wenn ich manchmal fröhlich merke,
Daß mich Dein Erbarmen stärke,
Dann auch merk' zur andern Seite,
Wie ich bin der Sünde Beute;
Vater! Sieh' mich in der Noth,
Mach' mich frei von Sünd' und Tod!

Laß doch einmal mich besiegen
Alle Sünd' und all' ihr Trügen,
Laß im Geiste mich erstehen,
Und von Deiner Kraft durchwehen;
Nimm von mir die große Noth,
Nimm von mir die Sünd' und Tod!
[PsG.01_013]