11. Poesie des Himmels.

Vorwort (zum Folgenden).
Empfangen durch Jakob Lorber, Graz, 9. Juni 1840.

Das ist ein gutes Nebenwort an den Geheimschreiber des Landes (K. R. v. L. + stey. Stände-Sekretär) blinder Würde und stummer Macht, die da ist gefestet in der albernen Einbildung der blinden Vorzüglichkeit einiger dummer Müßiggänger, die "Stände" genannt werden, und sich besser dünken als Andere, da sie das Recht, Narren zu sein, urschriftlich in Händen haben, von einem herrschsüchtigen Monarchen, für den sie zum Heile der eigenen Haut wegen, vorgeblich aber aus Vaterlandsliebe und außerordentlicher Anhänglichkeit an dessen gesalbte Person, irgend einen pfiffigen Streich ausgeführt haben, durch die tüchtigen Fäuste meistens ihrer Knechte, Knappen oder Sklaven, die da Soldaten heißen.
Da dieser C. G. L. auch ist ein Dichter nach der besten menschlichen Weise, und hat ein wohlbereitetes Herz, und ist ein Mann voll guten Willens gegen Mich, und Freude hat an Meiner Liebe, und ein großer Freund ist Meiner Weisheit, und sehr fröhlich ist, so er hört Mein neues Wort, und liest Mein altes; so will Ich ihm zeigen die Poesie des Himmels, welche ist eine Umgangssprache daselbst und lautet, wie da folgt ein kleines Beispiel:


In der Himmel reinen weiten Kreisen,
Nach der Engel liebevollen Weisen,
Singen alle übersel'gen Brüder
Reine, Mir allein geweihte Lieder. -

Erstens singen sie von Meiner Liebe,
Aus des Herzens reinstem heil'gen Triebe,
Dann erbrennen sie in höchster Wonne,
So sie sehen Mich als Gnadensonne.

Ud wenn deren reinste Lichtesfülle
Ganz durchleutet ihres Geistes Hülle,
Dann durchschauen sie in schönsten Normen
Zahllos Meiner Liebe Wunderformen. -

Wonne drängt da in die Herzen,
Rich an wohlbekannten süßen Schmerzen,
Welche sind des Himmels höchste Gaben,
Da sie wonnemüde Engel laben. -

Wenn dann überselig sie geworden,
Sammeln rein sie sich in fromme Horden,
Dann ertönt ein Lied aus aller Munde,
Das Ich hier euch sag' zur treuen Kunde.

"Vater!" singen sie ganz liebetrunken,
"Vater!" singen sie in Mich versunken
"Vater!" ist das Wort auf jeder Zunge,
"Vater!" ist der Hauch aus jeder Lunge.

"Groß ist Deine Macht und groß die Ehre,
"Zahllos Deiner Liebeschöpfung Heere,
"Ungemessen Deiner Wege Tiefe,
"Unbegreiflich Deiner Allmacht Griffe.

"Wer hat je geschaut der Gottheit Augen?
"Wer kennet all' der Wesen weises Taugen?
"Wo ist wohl ein so verständig Wesen,
"Das da könnt' die Schrift der Wunder lesen?

"Sehet hin in niegeahnte Tiefen,
"Wie sie voll von neuen Wundern triefen.
"Sehet dort des Vaters Liebe walten,
"Sehet Seine Weisheit sich entfalten.

"Seht hinab zur Hölle, seht die Todten,
"Seht dahin, die Menge guter Boten
"Tragen frohe Kund' in ihren Händen,
"Um auch dort Verlorne zu vollenden."

Und wenn sie sonach betrachtet haben
Meiner Liebe große Wundergaben,
Meiner Weisheit heilge Gnadenspenden,
Ja zur Hölle selbst die Engel senden;

Dann entbrennen sie in Lieb' von Neuem,
Daß darob selbst Sonnen sich erfreuen,
Und dann heller leuchten in die Welten,
Was auch heit're schöne Tage melden.

Dann ergießen sich durch alle Kehlen
Einer Simme süßen Klanges Wellen,
Lautend bald wie großer Wasser Rauschen,
Bald, als wenn die Winde sich durchtauschen.

Singend so nach dieser schönen Weise,
Sagend Mir die kleine Stroph' zum Preise:
"Lieber Vater! sieh' in Deiner Gnade
"Auch der armen Brüder dunkle Pfade.

"Sieh' hinab der Erde Kinder wallen,
"Hör', o Vater, ihre Klagen schallen.
"O befreie diese schwachen Brüder
"Von der grausam bösen gift'gen Hyder!

"Vater! mache auch der Schlange Kinder,
"Ja, so möglich, selbst den Erzerfinder
"Alles Trugs und Fürsten aller Lügen,
"Sich bescheiden Deiner Allmacht fügen!

"Und so nur Dein Wille uns beschiede,
"Was da nöthig, daß der heil'ge Friede
"In der Welten Tiefe mög' erstehen,
"Vater, laß geschehen, das wir flehen!

"So sind wir bereit zu dienen allen
"Brüdern auf dem finst'ren Erdenballen;
"O erhöre unser, kindlich Flehen,
"Laß die Todten gnädig auferstehen!"

Seht, das sind die reinen frommen Weisen,
Wie ihr sollt den heilgen Vater preisen,
Schauen Seiner Allmacht große Werke,
Loben Seiner Liebe heil'ge Stärke.

So wird euer Treiben, Thun und Dichten
Euch so manche große Zweifel lichten;
Wann ihr aber thut nach eurer Weise,
Bleibt ihr Narren, selbst als hohe Greise.

Wenn nun alt geworden sind die Bäume
Und ganz leer des Lebens heit're Räume,
Dann ist's wohl zu spät, erst auszugleichen
Krummgemachtes aus der Jugend Streichen.
Nachwort.
(An K. L., durch den Knecht Jakob Lorber, Graz, 9. Juni 1840.)
Und sieh', Mein lieber Karl, Ich habe eine große Liebe zu dir, da du suchest Meinen Namen eifrig zu reinigen und zu verherrlichen in deinem Herzen; aber etwas habe Ich wider dich (Off. 2, 14), das da ist, daß dich noch erbauen Reden menschlicher Weisheit; denn siehe: der Geist (nur) erbauet den Geist, die Liebe - die Liebe, der Mensch - den Menschen, so auch die Welt - die Welt, wie ein Flitter den andern; so du aber nun geschaut hast in Meine Tiefen, so laß das überseichte Zeug der Welt, daran Nichts als unreife Tollkirschen hängen, die da kein nütze sind.
Ich sage dir, thue nur, das Ich dir rathe; denn Ich bin schon sehr nahe gekommen deinem Herzen; und so du glaubest und willst, sollst auch du Mir bald ein tüchtig Rüstzeug werden, und schauen selbst nie geahnte Tiefen, die Ich legen will in dein eigen Herz.
Dann erst wirst du ein wahrer Dichter werden, und ein Mann nach Meinem Herzen! Amen. Ich dein lieber Jesus, Amen!
[PsG.01_011]