II. Psalm. In der Noth zu singen dem Herrn.
" O Du Mein Gott, Du mein liebvollster Vater! Wie herrlich bis Du, wie mild und wie sanft, und bist voll der größten Geduld!

Sieh', o mildester, heiligster Vater, die Nacht dieser Erd' ist gar trübe geworden; die Menschen, sie toben und wühlen gleich Füchsen und Wölfen und Schweinen und Bären, Hyänen und Löwen in derselben herum. -

Nur gar selten ein Bruder des Bruders noch achtet, darum er "ein Bruder" ihm ist. O wie gar so weit sind denn die Menschen gewichen zurück von dem heiligst-lebendigen Ziele!

Sie haben das Höchste, das Größte, das Beste verloren! - Doch Keinen fast kümmert des ewigen Lebens mehr hier; und Du, heiliger Vater, wie bist du so gänzlich erloschen im Herzen von zahllosen blindesten Brüdern und Schwestern!

Und so denn ist Habsucht der herrschende Geist, obwohl Jeder in sich es gar bündigst erfahren stets mag, daß das irdische Lämpchen des tollesten Lebens am Grabe erlischt. -

O ihr Zeiten, ihr ärgesten finstersten Zeiten! Den "Vater", den heiligen Vater, den ewigen Gott habt ihr können aus so vielen Herzen verdrängen! -

Und habt diese Herzen erfüllt mit Unrath des Satans, und allem dem Nichtigsten, dieses so finsteren Reiches der Welt und des Todes aus ihr! -

O du liebvollster Vater, erbarme, erbarme Dich unser! denn sonst geh'n wir ja eh'stens gar Alle zu Grunde.

Denn siehe, die Männer sind weibisch geworden, und lassen von Weibern die Köpf' sich zerstoßen, und liegen und kriechen gleich Schlangen, zertreten zur Hälfte von Füßen der Weiber!

O Gott, Du heiliger Gott, kannst solch' höllischen Frevel auf Erden noch länger geduldig Du schauen? Der Mann ist zur kriechenden Natter geworden!

O wann wirst erlösende Stunde, du heilige Stunde denn kommen, um frei diese Erde zu machen, von dieser so lang' schon anhaltenden dichtesten Nacht, von der Nacht alles Todes?!

Und wann wirst den Fürsten der Lüge und Bosheit Du endlich gefangen denn nehmen? - Wie lang' noch zu fangen und tödten die Menschen der Erde wirst Du ihm gestatten?!

O Vater, o heiligster liebvollster Vater! Mach' Ende, mach' einmal ein Ende - - dem tollesten Treiben des Satans, sonst sind wir verloren!

Gedenke, gedenke der größesten Noth dieser Erde; erhöre dieß Flehen, dieß ängstliche Jammergeschrei;

Lieber Vater! erlöse, erlöse uns Alle von diesem allbittersten Uebel der ewig mir dünkenden Nacht! -

Doch Dein heiliger Wille geschehe stets. Amen."
[PsG.02_002]