39. Eine kleine Szene.
(Empfangen vom HErrn durch J. L. am 6. Sept. 1840.)
Da du gerade etwas schreiben willst, so schreibe an die Meines Namens frohe Gemahlin des Brd. A. H., da sie eine Freude hat an Meinem Worte, diese folgende kleine Szene; und sie möchte darüber nachdenken und erforschen in ihrem Herzen, was Ich damit meine.
Sie solle jedoch nicht zu viel denken (d. h. mit dem Verstande nachgrübeln?) sondern nur recht stark fühlen, und so wird sie dann schon finden, was Ich damit sagen will; darum aber gebe Ich es verhüllt und ein wenig gleichnißweise, damit sie desto leichter finden möchte den schmalen Weg zu Meiner Liebe und der daraus fließenden Gnade! Amen.
Das aber ist die kleine Szene:

Es lebte einst ein überreicher Mann zufrieden,
Und war ihm auch ein liebes, treues Weib beschieden,
Und hatte er gezeuget Kinder, männlich - weiblich,
Doch war'n die meisten, wie begreiflich - fleischlich.

Nur Eines, das ein Mädchen, war von Mir entsprossen;
Jedoch zu wissen das - war nicht in sie gegossen;
Darum war auch der Liebling nicht dieß bess're Kind;
Denn es war nicht so schön, do glatt und so gelind!

Doch aber war es folgsam, liebend sein' Geschwister,
Und horchte wenig auf derselben falsch Geflüster;
Es unterschied sich von den Andern nur darin -
Daß es sich macht der Eltern Liebe zum Gewinn.

Doch selten nur konnt's diesem lieben Kind gelingen,
Erfreut zu Thränen in der Mutter Herz zu dringen,
Was selten nur - Ich sag' es euch für wahr und klar -
Geschah, und zwar oft nur zehn Mal in einem Jahr!

Doch was die andern Kinder allzeit mocht' gesagen,
So wußten diese wenig nur von Kinderplagen;
Sie hattens's alle leicht und weniger zu thun,
Und durften rüglos fröhlich - wann sie wollten - ruh'n.

Und seht, da ließ Ich's denn aus Liebe einst geschehen,
Damit die Liebe aus dem Glauben möcht' erstehen,
Daß so ein armer Mensch von Mir empfing das LIcht,
Zu schauen inn're Dinge, so ein "zweit's Gesicht!"

Da kam denn dieser Mann in's Haus in Meinem Namen,
Und fand - wie zu geschehen pflegt' - sie All' beisammen;
Bemerkte aber auch, und wurd' es bald gewahr,
Daß Eins der Kinder Meiner Lieb' entsprossen war.

Da fragt er Mich: "Du großer Vater aller Frommen,
O sag' - wie dieses Kind zu diesen ist gekommen?"
Und seht, da gab zur Antwort Ich dem armen Knecht:
"Was da geschehen - frage nicht, es ist Mein Recht!

Denn was Ich Jemanden aus Liebe hab' verliehen,
Das macht dem so Betheilten anfangs allzeit Mühen;
Nur erst, wenn so zur Erd' ein Engel wird verbannt -
Wird dann von solchen Eltern Meine Lieb' erkannt.

"Darum laß solche Kinder Ich ein wenig toben,
Damit die andern sollten Meinen Namen loben,
Ich lasse solche manchmal auch unartig sein,
Um so die Andern von der Hoffahrt zu befrei'n!

"Doch soll ein solches Kind verzogen Mir nicht werden,
Noch auch gerad' erdrückt von menschlichen Beschwerden;
Es soll den Andern gleich belehrt gehalten sein,
Darüber wird sich dann des Kindes Vater freu'n!"

Und als der Knecht von Mir nun Solches hat vernommen,
So ward in seinem Herzen er alsbald beklommen,
Und wußte nicht - ob er auch das soll geben kund -
Und fragt' Mich: ob er dess' soll öffnen seinen Mund?

Und "Nein!" vernahm in sich das Wort er deutlich sagen:
"Das sollst du ohne Meinen Willen nimmer wagen,
Denn Meine Gabe soll verborgen sein der Welt
Zur Zeit, bis selbe Mich durch Liebe hat erwählt.

"Doch wenn du unbemerkt mit solchem Kind im Stillen
Dich wann befindet, sollst ihm melden Meinen Willen;
Denn es wird Freude haben, hörend was von Mir;
Doch soll's nicht wissen, wo entsprossen - sag' Ich dir!

"Auch sollst du dieses Niemand Andern bald verkünden,
Sie sollen es in ihrem eig'nen Herzen finden;
Denn solch' verdeckte Speisen geb' Ich allzeit nur
Dem Knecht, als Braut für seines Herzens lichte Flur.

"Es ist nicht eine Braut für dieser Welt Getümmel,
Es ziert die Braut als Weib den Knecht im Himmel,
Doch wenn ein Weltlicher zuvor sie hätt' erwählt,
Wird er von ihr zur Strafe bis zum Tod gequält.

"Darum, um solches allzeit sicher zu vermeiden,
Betheil' Ich solche Kinder oft mit manchen Leiden,
Und mache sie ein wenig dumm und minder schön,
Damit sie solch' Versuchen leichter widersteh'n.

"Doch in geheimen Stunden mach' Ich sie bescheiden,
Und gönne ihnen dann so manche stille Freuden;
Und wenn zu Mir gewendet haben Solch' ihr Herz,
So soll benommen werden ihnen aller Schmerz.

"Und sollen auch erleuchtet werden mit den Flammen,
Die allzeit helle lodern aus der Liebe Namen,
Durch den allein das Leben einem Sünder wird,
Der ihm da sagt: daß Ich nur bin ein guter Hirt." -

Nun sieh, du Mutter, dir hab' Ich es auch gegeben;
Doch du verstehst noch nicht ein solches höh'res Leben,
Sollst auch nicht fragen - wie, warum, woher und wann?
In dir wirst dieses du aus Meiner Lieb' erfah'n.

Nun, da zu lieben du Mich auch hast angefangen,
Nur darum geb' Ich dir auch solch ein süßes Bangen,
Doch weiter Mich zu forschen ist noch nicht die Zeit;
Darum mach' für die Zukunft Mir dein Herz bereit.

Dann werd' Ich dir schon zeigen klärlich Meinen Willen,
Und werde dir "die kleine Szene" ganz enthüllen;
Doch vorderhand sei nur allein dir das bekannt -
Daß Ich nicht Freude hab' an eitler Fetzen Tand.

Doch aber, wenn du wirst nach Meinem Reiche trachten,
Und wirst aus Meiner Lieb' in dir - die Welt verachten,
So werd' Ich zeigen dir den Bräutigam, den Mann,
Den deine Tochter in den Himmeln wird empfah'n.

Nun, deinem Herzen sei empfohlen diese Szene,
Erwärme sie daselbst, wie Küchlein eine Henne;
Dann wirst du finden Meiner Gnade lichten Pfad,
Daran dich speisen wirst zum ew'gen Leben satt!

Und endlich sag' Ich "Amen", Der Ich das gegeben,
Und sage Amen, Liebe=Amen sei dein Streben;
Denn Ich - der heil'ge Vater, bin das große Amen,
Darum sprich allzeit fromm des großen Vaters Amen!"
Und ich, Knecht, sage Dir, o heiliger großer Vater, allzeit: Hallelujah, halleluja, halleluja, Amen, in Aller Namen, Amen!
[PsG.01_039]