28. Die Weisen aus dem Morgenlande.
Empfangen durch J. L. am 8. Januar 1841.
O Herr! Sieh' mich wieder gnädig an in der Nacht meiner Sünde, die da ist zum rothen Meere geworden, darüber Du Dein Volk führtest, und ließest umkommen dessen Herrschaft unter seinen Fluthen, und habe Erbarmen mit dem beständigen Durste meines vertrockneten Herzens, denn siehe Du Herr und mein großer heiliger Gott, Dein Wasser ist süß und bitter und hat einen köstlichen Geschmack, daher kann man sich damit nimmer den Durst der Liebe löschen, denn so der Durst gelöscht wird, ist der gelöschte nur genährt worden, und mir ist es, daß ich ewig trinken möchte aus dem unerschöpflichen Brunnen Deiner unendlichen Liebe und Gnade; siehe, mir geht es, wie dem Prasser im Feuer Deines Gerichtes, da schon wieder Meine Zunge lechzet nach einem Morgenthau=Tropfen Deiner Gnade; aber lasse mich im Angesicht des Schooßes Abrahams vor Deinem Lazarus nicht verschmachten, sondern komme Du, dessen Name meine Zunge kaum, und mit und in großer Furcht nur wagt zu stammeln, komme und lasse wieder einen Tropfen, wie Du schon gar viele ließest auf die Zunge meines Herzens fallen, auf daß ich wissen und begreifen möchte zu Deiner alleinigen Ehre und Verherrlichung Deines allerheiligsten Namens, wer denn doch die Weisen aus dem Morgenlande waren, und was es mit ihnen für eine Bewandtniß hat, und was wir davon halten sollen; und auch von dem Sterne, der ihr Wegweiser war dahin, da es Dir dereinst wohl gefiel, im Fleische Deine Erde anzublicken aus Deiner unermeßlichen Erbarmung. O Herr! erhöre gnädigst meine allerunterthänigste Bitte. Allein wie überall und allzeit geschehe auch jetzt Dein heiligster Wille. Amen.
Das ist nun einmal wieder Etwas, das Mir lieber ist als zehn weltsorgliche Fragen; daher schreibe auch ein wohlgeschmücktes Lied, das Ich dir wohlklingend einhauchen werde, wie da folge und geschehe: (Matth. 2, 1 - 12)

Die da sind gekommen aus dem weiten fernen Morgen,
Waren herrlich, frei, und hatten keine Erdensorgen.
Doch, so Manche sie für hohe Erdensöhne halten,
Sieh', da muß die Sache freilich anders sich gestalten:
Diese Weisen, die da kamen hin zur heil'gen Stätte,
Waren Väter aus der Erde früher Menschheit Kette,
Nicht als wären sie im Fleische dazu auferstanden,
Lösend frei der alten Gräber eh'rne feste Banden,
Sondern, da den Welten=Allen ist ein Licht geworden,
Kamen Väter=Engel hin zur Erd' in frohen Horden. -

Diese Väterengel und an ihrer Seite Schaaren,
Waren Menschen aus der Erde Ur= und Vorzeit=Jahren,
Welche, als das Leben sich der todten Erde nahte,
Da so lange schon gar arg der Tod geherrschet hatte,
Damals durch besondre Gnade auferstanden waren,
Von dem langen langen Tode, um da zeugend zu erfahren,
Was da ihnen Anfangs schon ist treu verheißen worden,
Von dem niedern Südpol an bis hin zum hohen Norden.
Solcher Wunderart denn waren auch die Morgenweisen,
Die zu Mir den Weg sich von dem Sterne ließen weisen.

Adam, Kain, Abraham, das waren "die drei Weisen,"
Weihrauch, Gold und Myrhen brachten sie, um Mich zu preisen,
Und an ihrer Seite standen Schaaren im Geheimen,
Hoch frohlockend sah'n sie Mich denn nun auf Erden säumen.
Sichtbar doch den Augen, so im Fleische sind begraben,
Waren Adam, Kain, Abraham mit ihren Gaben,
Doch die weit gedehnten Reihen aus der Väter Horden
Sind dem Fleischesauge damals sichtbar nicht geworden;
Nur die freien Hirten fromm auf offnem weiten Felde
Hörten hohe Psalmen singen Mir, dem Lebenshelde! -

Und der Stern, - der da erweckt sie hat vom langen Tode,
Und dann treu sie führte hin auf sich'rer Hode, *)
War derselbe, den die Seher haben oft besungen,
Da deß Ode durch den Geist ist tief in sie gedrungen.
Dieser Stern - leucht' jedem Wand'rer noch zur Stunde,
Heute, morgen und fortan am ganzen Erdenrunde.
Wer deß Lichte folgen wird ganz liebend treu im Herzen,
Und nicht achten wird der Wand'rung mancher Sorge Schmerzen,
Der wird bald gelangen auch, dahin die Weisen kamen;
Dieß sag' Ich, euer liebevollster Vater. Amen.
*) Von dem Griechischen = der Weg.
Nachwort.
Das ist Alles für den, der liebt und glaubt, und hinreichend bis zur Zeit, da ohnehin davon noch ausführlich in Meiner großen Haushaltung gesprochen wird; seht, solches sage Ich euch gerne, aber so ihr fraget um den Cours eurer Staatsnoten in eurem Herzen, so sage Ich euch: Wie jene steigen, so fallen die Meinigen. Wer aber mit Meiner großen Nationalbank Geschäfte zu machen hat angefangen, der solle sich nicht fürchten; denn in Meiner Bank steigt der Cours des Lebens, der Liebe und aller Gnade ewig, da an kein Falliment zu gedenken ist. Amen. Das sage Ich, der allerbilligste und gerechteste Wechsler, der Alles umsonst gibt. Amen, Amen, Amen.
[PsG.01_028]