16. Des Menschen lebendige Pflicht.

Was weilt ihr am Wege?
So müßig und träge
Zur Arbeit und Müh'!
Wer bloß da nur sinnet,
Doch nimmer beginnet,
Der endet auch nie. -

Beiseits mit dem Zaudern,
Granz weg mit dem Plaudern
Vom Thatengefühl!
Denn nicht durch's Empfinden,
Durch's Handeln nur finden
Wir einmal das Ziel. -

Ist sehr auch zu lehren
Nur Tugend zu ehren,
Die Sünde zu fliehen;
Doch hehrer, wenn Saaten
Schon reifender Thaten
Den Handler umblüh'n!

So Freude mit Segen
Auf düsteren Wegen
Die Reise verkürzt,
Und Tugend, im Kleide
Der Unschuld, die Freude
Vielfältig ihm würzt.

Ihr sollt das ihr schwören *),
Sie stets so zu ehren
Durch Thaten und Sinn;
Sie fest zu umfassen,
Sie nimmer zu lassen
Um keinen Gewinn **).

Vollendete blicken
Herab mit Entzücken
Auf solchen Entschluß,
Zu größeren Werken
Die Thät'gen zu stärken
Mit himmlichem Kuß!

Auf, Hände in Hände!
Und wollet behende,
Zu enden den Lauf,
Dann nehmen die Gatten
Der Himmel euch Matten,
Vollendeten auf.
Was nützt euch das Reden
Auf Kanzeln und Böden
In Kirche und Schul'?
Nur Eins ist vonnöthen:
Durch Thaten zu beten,
All's And're ist null!

Die Trägheit nur sinnet
Und nimmer beginnet
Zu führen die That;
Ohn' Suchen will finden
Sie, Leben ergründen,
Das nimmer sie hat! -

D'rum auf und behende,
Gebrauchet eure Hände
Zu säen die Saat,
Dann werdet ihr's merken,
Wie Gott euch wird stärken
Für himmliche That! -

Das hat euch beschieden
Der Vater im Frieden,
D'rum wachet und thut,
Und denkt, daß durch's Schlafen
Und Bücher begaffen
Nicht kommet der Muth!

Der allzeit zu Thaten
Beseelet die matten
Bewohner der Welt,
Und machet den Schwachen
In all' seinen Sachen
Zum tapferen Held.

D'rum weilt nicht am Wege
So müßig und träge,
Zur Arbeit und Müh'!
Wer bloß nur da sinnet
und nimmer beginnet,
Der endet auch nie.
Sit bene notandum! Dixi Dominus. Amen.
*) der Jugend; **) der Welt.
[PsG.01_016]